Trainingslager Porec

Trainingslager Porec

Kroatien2017 601

Erstmals seit Zusammenlegung der Triathlonsparte des CIS Amberg und der ehem. Triathlonabteilung der SGS Amberg ging es in diesem Jahr in den Osterferien gemeinsam ins Trainingslager zur Saisonvorbereitung nach Porec auf der Halbinsel Istrien. Jugendleiter Norbert Luber hatte zusammen mit Trainer Wolfgang Mayer und einigen Betreuern ein interessantes und abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt.

Jedem Trainingslager voran geht die Planung der Anreise und es war Herausforderung an sich, für knapp 30 Personen genügend Fahrzeuge zu finden, teilweise zu mieten und die Fahrer zu koordinieren. Das Prozedere am Start ist für die meisten inzwischen Routine, Freitagabend Räder am Dultplatz abgeben, Samstag früh um 3.45 Uhr dort wieder treffen und den Rest einladen.

Neu war hingegen, dass wir uns am Samstag früh am Dultplatz erst mit Hilfssheriffs auseinandersetzen mussten, welche die hoheitliche Aufgabe hatten, den an diesem Tag stattfindenden Flohmarkt zu bewachen. Um es kurz zu machen: Es wird einfacher sein, den nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong Un vom Weltfrieden zu überzeugen, als einen Frühpensionierten Flohmarktüberwacher klarzumachen, dass wir hier nicht den ganzen Tag verbringen wollen und lediglich warten bis alles eingeladen ist und alle da sind.

Von dieser Komplikation abgesehen, verlief die Fahrt mit fünf Fahrzeugen ruhig, ohne große Staus und harmonisch – bis ca. 5km vor der kroatischen Grenze. Problem eins: Auf der im Charm der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts versprühenden, idyllischen slowenischen Landstraße Stau bis vor zum Übergang. Problem zwei: Alle hatten ihre Ausweise dabei – bis auf einen. So blieb im Stau fast drei Stunden Zeit genug, Lösungsmöglichkeiten für dieses Problem zu finden. Es kursierten Vorschläge wie „Wir verstecken ihn in der Dusche im Wohnmobil vom Norbert“ bis zu: „Er soll sich so klein wie möglich machen, damit ihn die Grenzer nicht sehen“.

Um zu vermeiden, dass alle die Woche an einem Grenzübergang hinter schwedischen Gardinen verbringen müssen, blieb man dann doch besser bei der Wahrheit und nach einem vorab perfekt einstudierten Kammerspiel (die Freudenberger Bauernbühne wäre stolz darauf, solche Schauspieler zu haben) zogen wir die Show an der Grenze durch. Der Grenzbeamte bekam entsprechend Mitleid, wollte wahrscheinlich eh grad Feierabend machen und ließ uns passieren. Kurz darauf endlich Ankunft am Hotel, alles einräumen und ab zur ersten Trainingseinheit, entweder Laufen auf der Bahn oder locker einrollen auf dem Rad.

Tag zwei begann nach dem Frühstück mit der obligatorischen Schwimmeinheit, die jeden Tag in anderer Form gestaltet wurde. Mittags dann Grundlagentraining auf dem Rad auf einer Rundstrecke, danach lockeres Laufen. Temperatur: ca. 20 Grad über Null, Sonne, dies sollte die ganze Woche so bleiben. Tag drei war geprägt vom Schwerpunkt auf dem Rad, Bergtraining war angesagt, je nach Altersklasse zwei bis dreimal + Aufwärmen und Ausfahren. Wer den rund sechs Kilometer langen Anstieg geschafft hatte, erwartete oben eine überwältigende Aussicht auf das Hinterland der Halbinsel Istrien. Danach natürlich Schwimmen, Laufen und – allabendlich: Stabi mit Leo Huber. Der machte das so gut, dass selbst die Kollegen nebenan vom Triathlon-Bundesligateam aus Bonn neidvoll zu uns rüber blickten.

Tag vier war geprägt von Ruhe, OK, Schwimmen muss sein, danach mal die Altstadt von Porec unsicher gemacht und die Fraktion, die immer Rad fährt, unternahm nachmittags noch eine Sightseeing-Tour auf dem Rad zum Lime-Fjord. Im Anschluss noch drei Hinterlandnester kennengelernt, die vorher noch kein Tourist betreten hatte und sich für Drehorte für Heimatfilme eignen würden. Kurzum: Wir hatten uns dreimal verfahren. Verfechter von GPS Geräten werden einwenden: Wie kann man nur so blöd sein und ohne GPS rumfahren. Traditionalisten alter Schule, die noch Kartenlesen gelernt haben, halten dagegen: Zuviel Nutzung digitaler Medien frisst leider das Hirn auf. Neurowissenschaftler haben das mittlerweile bewiesen.

Zu Beginn des zweiten Trainingsblocks stand erst mal ne richtig zünftige Einheit auf dem Programm. An dem Tag konnte man das Schwimmen getrost als „Warm-up“ abhaken, danach folgte auf entsprechenden Rundkursen, eingeteilt nach Leistungsstand und Altersklasse, Wechseltraining Rad- Lauf. Endlich bei 20 Grad und Sonne und nicht wie im Januar, bei Schneematsch und Siffwetter. Egal wie, die Effizienz bei dieser Trainingsform ist wohl kaum zu übertreffen. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Kreativität an diesem Tag beim abendlichem Stabi-Workout, sich vor den Liegestützen fürs zu spät kommen zu drücken, neue Dimensionen erreichte.

Schon war es Donnerstag, vorletzter Trainingstag für die meisten. Früh beim Schwimmen bei „Partnerübungen“ viel Gaudi gehabt, mittags traf das zweite Rudel ein, welches die zweite Osterwoche bleiben wollten. Damit waren nun über 35 Leute von uns im gleichen Trainingslager = neuer Rekord (vor allem wenn man bedenkt, dass gleichzeitig noch zwei Gruppen auf Malle waren) Für die neuen hieß es einrollen auf dem Rad, der Rest nutzte das gleiche Sportgerät, aber auf einem Rundkurs haben wir wieder je nach Leistungsstand und Altersklasse Sprinttraining absolviert, dass brennt gut in der Muskulatur nach fast einer Woche Trainingslager. Einen Sturz hatten wir dabei leider auch (nicht im Sprint, unkontrollierter Autofahrer im Gegenverkehr), zum Glück nix weiter groß passiert.

Die Stabieinheit an jenem Abend verdient einen extra Absatz: Nun gesellten sich auch die Neuankömmlinge dazu. Und nachdem sich Jugend- und Ligaathleten noch nicht so gut kennen, hatten sie alles dabei, was für ein Kennenlernen notwendig war: Angefangen von unvorteilhaften Laufhosen, welche Einblicke in Körperregionen boten, die man früher nur von Aufnahmen in Bravo-Heften kannte bis hin zu dem neuesten Trend der Beinrasur: Mehr als zwanzig Generationen von Radsportlern rasierten bisher ihre Wolle an den Beinen bis ganz oben. Seit dem 13.04.2017 wird dieser unerschütterliche Grundsatz komplett über den Haufen geworfen: Rasiere dich nur bis zur Unterkante deiner Radhose, darüber ist es komplett egal. Auch wenn die Laufhose beim Stabi deutlich kürzer ist. Da weint der Radsporttraditonalist und dennoch, nach drei Minuten kam aus den Reihen des jüngeren Nachwuchses das entscheidende Statement:

„Die sind ja mindestens genauso bescheuert wie wir“

 Zeitgenossen, die schon länger im Berufsleben stehen, wissen: Es gab auf dieser Welt schon zig sinnlose Projekte, wie man das Beitriebsklima verbessert. Und das die Höchststrafe in diesem Zusammenhang ein bescheuertes „Teambildungsseminar“ ist, für das man ganze Wochenenden opfern darf. Man kann gute Stimmung im Team aber – wie oben beschrieben – auch in drei Minuten erreichen. Für das nächste Jahr sind alle überbezahlten Unternehmensberater dieser Welt herzlich zur Fortbildung bei uns eingeladen.

Freitag letzter Tag für die meisten, letzte Schwimmeinheit im inzwischen heiß geliebten Salzwasserbecken, beim abschließenden Staffelwettbewerb gaben alle alles, danach bei den 800m Laufintervallen noch viel mehr. Zum Runterkommen dann letzte Radeinheit im lockeren Gundlagenbereich und am Samstag hieß es dann für die meisten wieder zurück nach Hause. Die Rückfahrt verlief ohne Probleme, kein Grenzstau und bei Ankunft keine Sheriffs auf dem Dultplatz.

Dafür bescheidenes Wetter zu Hause und Glück für die, die dann noch eine Woche drangehängt haben, zwar wurde es auch in Porec etwas kühler und etwas unbeständiger, aber die Radeinheiten wurden in der zweiten Woche noch etwas länger und ab und an noch intensiver. Da wären wohl alle aufgrund Schnee zu Hause gerne auch noch dabei gewesen. Wo es doch auf der Halbinsel Istrien noch viel zu entdecken gibt. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Die Fortsetzung folgt wohl nächstes Jahr, ziemlich sicher.

Nun freuen wir uns alle auf eine erfolgreiche, verletzungs- und unfallfreie Saison!

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