Kleiner und Großer Schlackenmarsch
von Christian Koch
53 und 103 km zu Fuß, oder: Warum nicht mal was anderes?
Für dieses Jahr habe ich mir auf sportlicher Seite mal was Spezielles vorgenommen: Beim sogenannten „Schlackenmarsch“ im Oktober in 24 Stunden von Sulzbach-Rosenberg aus stolze 103 km auf der Goldenen Straße ins tschechische Tachov zu wandern. Warum ich das versuchen möchte, wie sich das Training bis jetzt gestaltet und anfühlt, und warum ich jetzt schon jedem von Euch empfehle, sich die Idee selbst einmal durch Kopf und Beine gehen zu lassen – das möchte ich hier erzählen.
Zunächst einmal, worum geht es beim Schlackenmarsch? Definitiv nicht um Zeiten und Platzierungen. Jeder, der es schafft, im vorgegebenen Zeitfenster von 24 Stunden die 103 km zu Fuß zurück zu legen, ist Sieger. Wobei nicht die Zeit das Limit ist, sondern die Strecke. Wer die in 24 Stunden (also einem 4,3 km/h Schnitt) nicht schafft, hört besser auf, darf sich als Held fühlen, überhaupt an den Start gegangen zu sein, und wird als solcher vom Veranstalter (dem Sulzbach-Rosenberger „Schlacken e.V.“ dem auch ich angehöre) wieder nach Hause gefahren.
Warum ich mir das antue: Zum einen ist derzeit ja noch völlig offen, welche Sport-Events dieses Jahr stattfinden können. Für die Durchführung einer reinen Outdoor-Veranstaltung wie dem Schlackenmarsch, bei der sich eine überschaubare Anzahl an Teilnehmern auf sehr viel Landschaft verteilt, bin ich aber sehr optimistisch. Zum anderen ist es eine sportlich ganz eigene Herausforderung. Nach 20 Jahren unzähliger Laufveranstaltungen zwischen Kurzläufen und Marathons ist mit der Zeit eine gewisse Routine, fast schon Müdigkeit, eingekehrt. Zeit, mal was Neues auszuprobieren!
Am Anfang steht natürlich die bange Frage: Kann ich das? Wie fühlt es sich an, über 100 km am Stück zu Fuß? Wie trainiert man auf so etwas, und woher weiß man am Start, dass man eine Strecke durchhält, die man zuvor nie gegangen ist? Ein Marathon ist auch hart, aber kalkulierbar – wenn man die Monate davor ein paar Mal die 30 km gerissen hat, sollten auch 42 km machbar sein. Sich bei den Teilnehmern des 1. Schlackenmarsches 2020 umzuhören brachte mehr Fragen als Antworten: Schmerzhafte Blasen an den Füßen die schon nach 30 km zur Aufgabe zwangen, durchtrainierte Läufer die den Fehler machten, sich an einer Verpflegungsstation „kurz hinzusetzen“ und dann nicht mehr aufgestanden sind, aber auch Finisher, denen man nicht zugetraut hätte ans Ziel zu kommen. Man muss es wohl für sich selbst heraus finden.
Und das heißt, trainieren. Nicht Joggen, aber auch nicht bummeln, sondern im zügigen Wandertempo mit ca. 6 km/h größere Strecken zurücklegen. Die erste Erfahrung: 20 km Walken gehen nicht weniger in die Beine als 20 km Joggen, sind eben doch auch andere Muskeln dran beteiligt. Und im Herbst das ganze fünfmal hintereinander? Unmöglich … aber mal sehen. Das Wochenende drauf waren es dann 30 km, und eine Woche später über 40 km, und Zeit für ein erstes Zwischen-Fazit:
Verglichen mit Joggen sind die Beine danach zwar weich wie Pudding, schmerzen aber nicht. Abends völlig k.o., aber nicht kaputt. Unterwegs nie das Gefühl, sich zu etwas zwingen zu müssen, sondern stundenlang entspannte Gedanken bei einem Puls von höchstens 120, auf immer neuen schönen Wanderwegen die unser Landkreis reichlich zu bieten hat. Und ganz nebenbei die beste Sportmedizin: Eine Zerrung in beiden Waden und ominöse Knieschmerzen die mich seit über einem halben Jahr immer wieder plagten und regelmäßiges Lauftraining unmöglich machten, sind nach der ersten 30 km Tour über Nacht komplett und dauerhaft verschwunden.
Bis hin zu über 100 km am Stück ist es noch ein weiter Weg, aber bis Oktober auch noch viel Zeit. Wem das zu viel ist, oder wer sich und seine Beine auf der halben Distanz testen möchte: Am 19. Juni startet um 8 Uhr morgens der „kleine Schlackenmarsch“ als ca. 53 km langer Rundweg, mit Start und Ziel beim Gasthaus Kreiner in Siebeneichen bei Sulzbach-Rosenberg. Trotz ca. 10 Wirtshäusern auf der Strecke sollte die Zeitvorgabe von 12 Stunden zu machen sein. Ich würde mich freuen, einige von euch, die auch Lust auf was Neues haben, am Start zu sehen!
Weitere Infos zum Kleinen und Großen Schlackenmarsch gibt es hier: www.schlacken.com