Wolfgang Schmatz am Ziel seiner Träume
Wolfgang Schmatz
am Ziel seiner Träume
Triathlet wird Weltmeister beim Ironman
auf Hawaii
Kailua-Kona/Kümmersbruck. Im Jahr 2000 startete Wolfgang Schmatz vom CIS Amberg zum ersten Mal bei den Ironman Weltmeisterschaften in Kailua-Kona auf Big Island / Hawaii. Vergangenen Samstag war er dort bereits zum siebten Mal am Start. So oft wohnte bislang kein anderer Triathlet aus der Oberpfalz dem Triathlon Mythos bei. Die Zeiten haben sich seither sehr verändert. Während der Kümmersbrucker bei seinem ersten Start noch von der Einöde enttäuscht war, hat er den Wettkampf inzwischen lieben gelernt.
„Man muss die Insel, das Klima mit viel Wind, extremer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit lieben, um ein gutes Rennen zu machen“ so Schmatz. Schon nach einigen Starts entwickelte Schmatz seinen Traum – einmal in der Altersklasse das Podium erreichen – oder sogar den Weltmeistertitel gewinnen. Diese Vision verfolgte der heute 50jährige seit vielen Jahren. Dem wurde alles untergeordnet – Ernährung, Training, Erholung – alles erfolgte gezielt bis ins Detail nach Plan.
Bei seinem letzten Start vor zwei Jahren war das erste Etappenziel erreicht. Schmatz belegte damals in der Klasse der 45- bis 49jährigen den dritten Platz. In diesem Jahr feierte er seinen 50. Geburtstag und wechselte damit die Altersklasse. Damit stiegen die Chancen für die Realisierung des ganz großen Ziels deutlich, denn normalerweise werden Sportler mit zunehmenden Alter langsamer. Nur bei Wolfgang Schmatz scheint diese Regel seit zehn Jahren außer Kraft gesetzt. Mit unglaublicher Konstanz absolviert er seit Jahren seine Rennen zwischen 9:15 Stunden und 9:45 Stunden und ist selbst bei den heftigen klimatischen Bedingungen Hawaii`s kaum langsamer.
Der Start in diesem Jahr stand unter einem guten Stern. Der zweimalige Gesamtsieger, Chris McCormack aus Australien hatte sieben Jahre benötigt, um das Rennen endlich gewinnen zu können. 2012 war für Schmatz der siebte Start. Vom ersten deutschen Hawaiisieger Thomas Hellriegel (1995) holte sich Schmatz zum Jahresbeginn Tipps für die ideale Vorbereitung. Das Team um Schmatz hat sich seit Jahren bewährt. Susanne Buckenlei vom Endurance Team sorgt für die Trainingspläne und mentale Vorbereitung, das Team vom MediFit in Kümmersbruck ist zuständig für die physiotherapeutische Betreuung und sein Freund Volker Streit aus Lintach hatte in den Tagen vor der Abreise nochmal die Einstellungen am Rad für Komfort und Aerodynamik optimiert.
Am Tag vor dem Rennen der nächste Zufall. Der Helfer beim Rad Check In erzählt Schmatz dass die Markierung am Boden vor seinem Platz eine Markierung des Siegers aus dem Vorjahr sei. Was sollte also jetzt noch schief gehen? Pünktlich um 7 Uhr starteten knapp 1900 Agegrouper dreißig Minuten nach den Profis ins Rennen. Schmatz nahm einige Meter mehr Schwimmstrecke in Kauf um den üblichen „Prügeleien“ beim Schwimmstart aus dem Weg zu gehen. 3,86 km Schwimmen absolvierte Schmatz in 1:05:45 Stunden. Beim Blick auf die Uhr bedeutete dies die erste Schrecksekunde, denn der Kümmersbrucker hatte mit zwei Minuten weniger gerechnet. Doch aufgrund von Strömungen waren an diesem Tag alle Schwimmzeiten langsamer als in den Vorjahren.
Auf dem 22. Platz seiner Altersklasse (Gesamtfeld 492.) wechselte er auf das Rad. Nachdem es in den Tagen vor dem Rennen eher windstill gewesen war, zeigte der berüchtigte „Mumuku“ seine ganze Kraft. Heftige Windböen auf dem Highway Richtung Wendepunkt in Hawi machten allen Teilnehmern sehr zu schaffen. Und die Temperaturen kletterten schon früh am Vormittag deutlich über dreißig Grad. Schmatz kennt sich und seinen Körper nach rund dreißig Ironman Rennen seines Lebens genau. Kontrolliert machte er Tempo und schob sich immer weiter nach vorne. 5:10:19 Stunden benötigte er für die 180 Kilometer und wechselte auf dem 297. Platz im Gesamtfeld in die Laufschuhe. In seiner Altersklasse 50 – 54 Jahre hatte er sich schon bis auf den zweiten Platz verbessert.
Von nun an ging Schmatz volles Risiko. Die erbarmungslose Hitze auf der Laufstrecke ohne merklichen Schatten ließ auch die Laufzeiten an diesem Tag nicht so schnell wie in den Vorjahren sein. Unmengen an Isogetränken, Wasser, Cola und Eiswürfeln wurden von den Athleten benötigt. Bei der Ernährung beschränkte sich Schmatz fast ausschließlich auf Kohlehydratgels. Der 50jährige lief Anschlag und hatte desöfteren das Gefühl gleich zu kolabieren. Doch Schmatz hielt durch und erreichte nach 9:31:50 Stunden als neuer Weltmeister seiner Alterklasse das Ziel. Den Marathon absolvierte er in unglaublichen 3:10:04 Stunden. Selbst die Masse an deutlich jüngeren Profis ist hier nur rund 15 Minuten schneller. Im Ziel hatte Schmatz über zwanzig Minuten Vorsprung auf den Zweiten seiner Altersklasse. Den Überholvorgang auf der Laufstrecke hatte er nicht mitbekommen. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht bis zum Schluss kämpfen müssen“ so Schmatz. Im Gesamtfeld schob er sich noch bis auf den 117. Platz nach vorne. Den Streckenrekord in dieser Altersklasse verpasste Schmatz nur um vier Minuten. Damit konnte Wolfgang Schmatz endlich seinen ganz großen Traum wahr werden lassen. Der Zweitplatzierte Australier erzählte ihm bei der Siegerehrung, dass man ihm bei seinem Abflug nach Hawaii schon gesagt hätte „You can not win the race, Schmatz is comming“ – sein Ruf eilte ihm voraus.
Mit Franz Eckl aus Amberg war noch ein weiterer regionaler Starter in Kona am Start. Eckl hatte sich mit einem phantastischen Rennen beim Ironman in Frankfurt im Juli diesen Jahres für die Weltmeisterschaften qualifiziert. Für den 45jährigen war es der erste Start auf Hawaii. Nachdem bei der Ankunft auf Big Island das Rad und Gepäck drei Tage haben auf sich warten lassen, war vor Ort die Vorbereitung nicht ideal gewesen. Eckl hatte mit den Bedingungen zu kämpfen, konnte aber ein gutes Ergebnis erzielen. Nach 1:18:47 Stunden hatte er wieder festen Boden unter den Füssen. 5:39:59 Stunden war Eckl auf dem Rad unterwegs und 3:37:17 Stunden benötigte er für den Marathon. Damit erreichte Franz Eckl nach 10:43:41 Stunden auf dem 689. Platz das Ziel. In der Altersklasse der 45- bis 49jährigen war es der 84. Platz.
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